Das Glas
Einleitung
Die Geschichte des Glases ist sehr viel älter als die Gnarrenburger Glasindustrie. Viele Jahre bevor die Marienhütte in Gnarrenburg ihre Arbeit aufnahm gab es zahlreiche Entwicklungen, die auf die Verarbeitung in den lokalen Glashütten enormen Einfluss hatten. Im folgenden finden Sie eine kompakte Übersicht zur Geschichte des Glases und insbesondere zur Herstellung und Veredelung. Viele weitere Informationen, Exponate und originale Werkzeuge können Sie bei einem Besuch im Glasmuseum entdecken.
Technische Definition
Glas ist ein anorganisches Schmelzprodukt, das erstarrt ist ohne zu kristallisieren. Bei der raschen Abkühlung haben die Moleküle keine Möglichkeit sich in einem regelmäßigen Kristallgitter zu ordnen, welches zur Undurchsichtigkeit des Glases führen würde.
Natürliches Glas
Man bezeichnet den Obsidian, geboren aus der vulkanischen Schmelze, unbearbeitet von Menschenhand, durch viele natürliche Verunreinigungen schwarz, schlackenartig, als natürliches Glas.
Frühe Geschichte
Die erste Herstellung und Bearbeitung durch den Menschen beweisen Glasfunde aus dem alten Syrien und Ägypten. 4000 Jahre vor unserer Zeitrechnung können z.B. bereits Glasperlen datiert werden. Auch wurde die noch verformbare Schmelze über einen Tonkern gestrichen, der nach dem Erkalten entfernt wurde um Hohlgefäße herzustellen. Entscheidend für die weitere Entwicklung war um Christi-Geburt die Erfindung der Glasmacherpfeife, mit der es fortan möglich war Glas in Formen einzublasen. Der bedeutendste Sitz der Glasherstellung im Mittelalter war Venedig (Murano-Glas).
Deutsche Geschichte
Im frühen 15. Jahrhundert entstanden in Deutschland die sogenannten Wanderoder Waldglashütten in waldreichen Gebieten wie im Thüringer- und Bayrischen Wald. Hier wurde Holz als Brennmaterial verwendet und die Holzasche durch Auslaugen als Rohstoff für die Glasherstellung eingesetzt. Mit der Entwicklung des Transportwesens und der Möglichkeit statt Holz, Kohle als Heizenergie zu verwenden, boten sich auch andere Standorte für die Glaserzeugung und die
Entstehung größerer Betriebe an.
Eigenschaft
Wenn man auf die Eigenschaften des Glases verweist, muss man die Durchsichtigkeit, Härte, gute Verformbarkeit im flüssigen Zustand und die vielseitige Verwendbarkeit erwähnen.
Schmelze
Das moderne Gebrauchsglas, eine Legierung aus ca. 70% Sand, 15% Soda, 10% Kalk und weiteren Rohstoffen wird in Hafen- und Wannenöfen mit Gas, Öl oder elektrisch beheizt und bei einer Temperatur von ca. 1500 Grad Celsius erschmolzen. Eine entsprechende Änderung des Rohstoffeinsatzes bietet auch die Möglichkeit Spezialgläser wie technisches Glas, Farbglas, Trübgläser und strahlenabsorbierende Gläser herzustellen.
Verformung
Eine wesentliches Element der Glasherstellung ist die Verformung. Für die Verformung des Glases bieten sich viele Möglichkeiten an. Die wichtigsten Verfahren sind: das Mundblasen für die Herstellung von Trink-, Zier-, und Beleuchtungsgläsern. Die halb- und vollautomatischen Verfahren für die Herstellung von Flaschen und Konservengläsern. Das Pressen, das senkrechte oder waagerechte Ziehen von Flach- bzw. Fensterglas und das Glasspinnen von Glaswolle, wobei flüssiges Glas mit hohem Druck durch kleine Düsen gepresst wird.
Kühlung
Nach der Verformung wird das Glas in Kühlöfen langsam von ca. 500 Grad Celsius auf Zimmertemperatur abgekühlt um Spannungen zu vermeiden.
Veredelung
Das verformte Glas kann man nun einer Veredlung durch Ätz-, Sandstrahl-, Gravur- und Schleifverfahren unterziehen. Trink- und Ziergläser werden häufig mittels Handmalerei und Gravurarbeiten zu einem hochwertigen Gebrauchsgegenstand.
(Zusammengestellt von Helmut Kück / Brilliant 1955-2001)